St. Felicitas-Kapelle

Die Kapelle finden Sie in der Reutleser Str. 80, 90427 Nürnberg. Hier finden die Gottesdienste jeweils am letzten Sonntag im Monat und außerdem am Ostermontag und Pfingstmontag, sowie die Passionsandachten statt.
1379 wird sie das erste Mal erwähnt, sie dürfte auch nicht sehr viel älter sein.
Ursprünglich war die „sant felicen capellen“ mit einem Dachreiter versehen, in dem zwei Glöckchen zum Gebet riefen, bevor vor etwa 500 Jahren ein Turm angebaut wurde. Links neben dem Eingang befindet sich immer noch ein Pranger.

Wenn sich die Augen im Inneren an die Dunkelheit gewöhnt haben, fällt sofort der goldglänzende Altar auf. Wahrscheinlich von Michael Wohlgemuth wurde um 1450 auf die Mitteltafel eine Kreuzigungsgruppe gemalt. Auf dem linken Seitenflügel ist die Kirchenpatronin, die heilige Felicitas inmitten ihrer 7 Söhne dargestellt. Als Fürbitterin für männlichen Nachwuchs wurde sie gerne angerufen. Auf den Außenseiten wird das Martyrium von vier ihrer Söhne gezeigt.
Auf dem rechten Flügel fällt in einer Gruppe von fünf Rittern der mit goldener Rüstung gekleidete besonders auf, da sein Gesicht, im Gegensatz zu denen auf dem anderen Gemälden, portraithaft wirkt. Auch die hölzerne Mauritiusstatue, die seit 1905 neben der Kanzel steht, gleicht ihm völlig.

Auf der Predella ist Maria mit dem Kind, von den 14 Nothelfern umgeben, dargestellt. Auf die Innenseite der Klappe ist der segnende Christus mit seinen Jüngern gemalt, leider sind beide Bilder stark übermalt. Die Figuren der Katharina und Margaretha (Ende 15. Jhdt.), die bis 1975 als Sprengwerk auf dem Altar standen, sind links und rechts des Altars auf neue Konsolen gestellt. Das zugehörige Kruzifix hängt jetzt in der Sakristei.

Das Kreuzgewölbe des Chores wurde um 1400 mit Medaillons der vier Evangelisten, umgeben von Sternen und dunkelblauen Blumen, ausgemalt. Nachdem 1585 der Turm erhöht und ein vollkommen neue Dachstühle errichtet worden waren, wurde die Holzdecke im Schiff und die Westempore mit pflanzlichem Dekor bemalt. Nach einigem Suchen kann man in den Ranken vier Köpfe entdecken.

Ab 1634 diente die Kapelle den wenigen überlebenden Gründlachern als Gemeindekirche. Im August waren in Großgründlach das Schloß, die Kirche und der größte Teil des Ortes durch Soldaten in Schutt und Asche gelegt worden. Auch die anderen Dörfer der Umgebung teilten dieses Schicksal. Reutles z.B. wurde erst 1652 wieder besiedelt.

1640 wurde die Kapelle renoviert, aber schon am 27.Januar 1641 brachen weimarische Truppen, die hier lagerten, in die Kapelle ein. Das Gestühle wurde mutwillig als Wachfeuer verbrannt und in der leeren Kapelle die Pferde vor dem nicht nachlassenden Regen untergestellt. Erst ab 1661 fanden wieder regelmäßig Gottesdienste in Reutles statt. 1744 wurde die Kapelle neu getüncht und ab 1765 hing nach 143 Jahren wieder eine Glocke im Turm, der 1785 einen neuen Dachstuhl erhielt. Bei dieser Gelegenheit setzte der als Mundartdichter bekannte Stadtflaschner Johann Conrad Grübel die neue Fahne aufs Dach.


Seit 1681, als die Gründlacher Kirche endlich aufgebaut war, verfiel die Kapelle wieder in ihren Dornröschenschlaf, aus dem sie nur zu den drei Gottesdiensten am Ostermontag, Pfingstmontag und Himmelfahrt geweckt wurde. Im Sommer trocknete der Mesner seinen Tabak auf dem Dach und den Emporen.


1819 wurde leider die mannshohe Mauer, die das typische Tor mit Läuferlein hatte, für eine Brücke über die Gründlach abgerissen, die schon 1843 von einem Hochwasser fortgeschwemmt wurde.

1872 wurde der Altar unfachmännisch behandelt, was den Zustand noch verschlechterte. Erst 1901-05 konnte durch ein Legat der Reutleserin Sophie Weigel eine gründliche Renovierung in Angriff genommen werden. Bei der diesmal von Experten durchgeführten Restaurierung des Altars stellte man als große Sensation fest, dass sich auch auf den Außenseiten der Flügel unter einer grauen Farbschicht Gemälde befanden. Zwar wurde der Chorraum um eine Stufe erhöht, gegen die Feuchtigkeit jedoch nichts unternommen.

Relativ spät wurde der Altaraufbau erst 1942 zum Schutz vor Bombenangriffen in den sicheren Schloßkeller verbracht. Tatsächlich wurde die Kapelle im Februar 1943 von Brandbomben getroffen und nur dem beherzten Eingreifen des Mesners Käferstein ist es zu verdanken, dass die Kapelle nicht das Schicksal von 19 anderen Reutleser Gebäuden teilte und bis auf die Grundmauern niederbrannte.

1975 war der Altar in einem solch katastrofalen Zustand, dass eine erneute Restaurierung nicht mehr verschoben werden konnte. Nach der Mauerwerkstrockenlegung wurde die Kapelle und der zuvor gereinigte Turm auf Anweisung des Landesamtes für Denkmalpflege in einem grellen Rotton gestrichen, was heftige Reaktionen in der Gemeinde hervorrief. Im Inneren wurde das unbequeme Gestühl vollkommen erneuert und die gotischen Fresken unter barocken Ornamenten entdeckt und freigelegt.

1977 konnte eine kleine Orgel auf der Herrschaftsempore aufgestellt werden. Seit einigen Jahren hängt in einer Vitrine über der Tür der ehemalige Altarbehang, eine Stickerei von etwa 1500. Durch großzügige Spenden konnte 1997 ein geschnitzter Taufstein finanziert werden.

In unserer Felicitas-Kapelle zeigt die linke Tafel des Flügelaltars aus der Mitte des 15.Jahrhunderts die heilige Felicitas mit ihren sieben Söhnen. Auf den Außenflügeln, früher die Werktagsseite und bis 1905 grau übermalt, sind vier Szenen des Martyriums der Söhne der Hl. Felicitas gemalt.

Auf dem rechten Altarflügel sehen wir den Hl. Mauritius (oder Moritz) mit seiner Thebaischen Legion. Er soll ein Mohr gewesen sein. Die von ihm befehligte Legion war von den römischen Herrschern um das Jahr 300 aus Afrika gerufen und über die Alpen geschickt worden, um in Gallien eine Revolte zu unterdrücken. Wie damals üblich, wurden vor der Schlacht den heidnischen Göttern Opfer gebracht. Die christlichen Soldaten der Legion und mit ihnen Mauritius weigerten sich und wurden getötet.

Die Figur des Mauritius in der Kapelle entstand auch in der Mitte des 15. Jahrhunderts. Auffällig ist die Ähnlichkeit mit dem Altarbild (Bild des Stifters?).

Die Predella des Altars zeigt Maria mit dem Christuskind inmitten der 14 Nothelfer, die Rückseite den auferstandenen Christus mit den Jüngern.

Bis zur Restaurierung der Kapelle 1971-1975 standen oben auf dem Flügelaltar ein Kruzifix, das jetzt in der Sakristei hängt, und zwei Figuren, die jetzt im Chorraum ihren Platz haben. Beide zählen zu den 14 Nothelfern und sind somit auch auf der Predella zu sehen.
 

Links: Die Hl. Katharina

Sie war eine Königstochter, lebte in Alexandria in Ägypten und wurde ihres Glaubens wegen dort um das Jahr 310 unter Kaiser Maximianus oder seinem Sohn Maxentius hingerichtet. Nach der Legende wurde ihr Leichnam von Engeln zum Berg Sinai getragen. An jener Stelle wurde später das berühmte Katharinenkloster gebaut.
 

Rechts: Die Hl. Margareta

Als Drachenbekämpferin ist Margareta zusammen mit Georg eine der beliebtesten Heiligengestalten. Historische Quellen über ihr Leben sind nicht vorhanden. Ihr Martyrium wird der Verfolgungszeit unter Kaiser Diokletian zugeordnet. Sie soll in Antiochia gelebt haben und dort um 307 durch das Schwert getötet worden sein, weil sie Christus nicht verleugnen wollte.

Die St. Felicitas-Kapelle in Reutles gehört zu den bedeutensten und unbekanntesten Baudenkmälern des Knoblauchslandes mit einem sehenswerten Bestand an Kunstdenkmälern. Sie kann nur nach vorheriger Anmeldung im Pfarramt besichtigt werden.

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St. Felicitas in Zahlen

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um 1370 ? wahrscheinliche Entstehung ohne Turm aber mit Dachreiter, siehe 2 Glockenbuchsen im Chorgewölbe. Langhaus war vielleicht niedriger (Mauerabsatz im Schiff)
1379 12.12. erste Erwähnung der „sant felicen capellen“ im Testament der Kunigunde Behaim, die 4,5 fl „an ir gepew“ vermacht
um 1400 Gotische Malereien
um 1450? Turmbau, noch ohne Glockengeschoß
1585 Erneuerung des Dachstuhls und der Langhausdecke. Spätester Termin zur Erhöhung des Langhauses. Erhöhung des Turms, am südlichen Dachgesims mit 1585 datiert
Anbringung des Chorgestühls?
Bemalung der Spunddecken und Emporen
1622 kam Reutleser Glocke nach Gründlach, als Ersatz für die geschmolzenen Gründlacher Glocken
1640 Renovierung für 218 fl.
1641 27. 1. Einbruch durch in Reutles lagernder weimarischer Soldaten, Verwendung als Pferdestall, das Gestühl wurde für Wachfeuer verbrannt
1660 wieder regelmäßiger Gottesdienst (nur die 3 traditionellen Gottesdienste?)
1671 Turmrenovierung für 50 fl
1740 Einbruch, bei dem aber nichts gefunden wurde
1744 Renovierung, weißer Außenanstrich, barocke Fresken im Innern
1745 Neuer Turmknopf mit Fahne von Flaschner Dorn
1765 kam die kleine Gründlacher Glocke von 1681 nach Reutles, wurde 1943 eingeschmolzen
1785 Neuer Turmknopf mit Fahne von Flaschner und Mundartdichter Johann Conrad Grübel, Gleichzeitig neuer Turmdachstuhl
1819 Abbruch der mannshohen Sandsteinmauer, die Tor und Läuferlein hatte, um in Gründlach eine neue Brücke zu bauen, die 1843 durch ein Hochwasser zerstört wurde
1860 war eine Renovierung wünschenswert
1872 Firnisbemalung des Altars, die später abblätterte und erheblichen Schaden verursachte
1876 Ausbessern der Antependien, Umarbeitung des roten Vorhalttüchleins von 1761 zum Kanzelpultdeckchen
1901 – 05 Generalrenovierung, die durch ein Legat über 2000 M von Sophie Weigel aus Reutles ermöglicht wurde, die Gemeinde selbst hatte ca. 450 M gesammelt.
Veränderung der Tür und des Türprofils, Erhöhung des Chorraums. Neues Pflaster in der Sakristei, heute noch vorhanden. Die früheren Sandsteinplatten wurden zum Ausbessern des schadhaften Pflasters in der Kapelle verwendet. Bemalung der Nordempore, Anschaffung eines Kronleuchters, Neuanbringung des Mauritius bei der Kanzel, vorher Ostwand links neben dem Altar. Als Überraschung: Außenflügelbemalung des Altars entdeckt, ebenso waren Rahmung und die Predella mit einem graubraunen Ölfarbanstrich versehen.
1975 Generalrenovierung: Freilegung der gotischen Fresken und Übertünchen der barocken Fresken im Schiff, neues Gestühl im Schiff. Kronleuchter kam auf den Dachboden, Gottshauspflegerstuhl entfernt. Neuanbringung der Barbara und Margaretha auf Konsolen im Chor, das Kruzifix wurde in die Sakristei gehängt. Vorher waren die 3 Figuren mit 2 Fialen als eine Art Sprengwerk auf dem Altar angebracht
1977 Anschaffung der kleinen Orgel von 1952 mit 4 Registern und ca 350 Pfeifen
1997 Anschaffung des Taufsteins, den Ludwig Röthel, Wippenau für ca. 15 000 DM schnitzte
2007 Erneuerung der Beleuchtung